Flur beim Immobilienkauf

Wohnungseigentum im Detail: Großer Flur – kleiner Flur?

Der Kauf einer Eigentumswohnung zur eigenen Nutzung ist immer eine weitreichende Entscheidung. Ob man sich selbst darin wohlfühlen oder die Immobilie später wieder gewinnbringend abgeben will – kleine Fehler bei der Auswahl rächen sich in jedem Fall. Eines der Details, die oft Kopfzerbrechen bereiten, ist die Größe des Flurs. Denn sie ist nicht nur eine Frage der Gestaltung, z.B. mit passenden Flurgarderoben, sondern auch ein gewichtiger Investitionsaspekt.

Großer Flur – totes Kapital?

Für viele Wohnungseigentümer stellt der Flur lediglich totes Kapital dar. Rein kalkulatorisch ist diese Ansicht durchaus nachzuvollziehen, denn bei einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von ca. 1.000 Euro für deutsche Eigentumswohnungen liegen bei einer Flurlänge von 6 Metern und einer Breite von 1,60 Meter fast 10. 000 Euro brach, die sich nicht wirklich in Wohnraum umsetzen lassen. In den Großstädten liegt dieser Betrag noch drei bis vier Mal höher. Diese 30.000 bis 40.000 Euro sind allein schon bei der Finanzierung ein echtes Schwergewicht, denn mit Darlehenszinsen werden solche Zahlen leicht sechsstellig.

Ein kleiner schmaler Flur kann diese Rechnung halbieren.

Aber kaum ein künftiger Wohnungseigentümer geht mit der Vorstellung von engem Wohngefühl an die Immobilien-Auswahl heran. Hier zeigt sich schon, dass die rein kalkulatorische Herangehensweise als alleiniges Kriterium nicht ausreicht. Die Frage ist, was man aus dem Flur macht.

Großer Flur – toter Raum?

Jeder Raum in der Wohnung hat seine Funktion – und der Flur kann sogar noch einige Aufgaben mehr übernehmen. Praktisch wird er oft nur als verlängerter Garderobenständer gesehen, ideell dagegen aber auch als die Visitenkarte der Wohnung. Schon diese gegensätzliche Doppelfunktion spricht für eine nicht zu knappe Bemessung des Raumes.

Altbauflure in traditionellen Bürgerhäusern sind in der Regel großzügig ausgelegt. Wenn die Freude über den guten Raumeindruck den Bedenken bezüglich der Quadratmeterpreise gewichen ist, bleibt meist nur Ausweg Stauraum. Was im Flur aufbewahrt werden kann, vergrößert die Freiheit in den anderen Räumen. Das sind auch für den strengen Kalkulator gewonnene Quadratmeter. Optimale Nutzung und angenehmer Eindruck können im Flur leichter verbunden werden als anderswo: schließlich hält man sich hier nicht allzu lange auf. Aber der Flur kann noch mehr: er kann als Kurzzeit-Zwischenlager dienen, Raum für Reparaturen oder Schuhpflege bieten, eine oder mehrere Ladestationen beherbergen und mit einigen Memory-Funktionen viel Zeit, Nerven und Wege sparen. Und wie es in der modernen Ästhetik Brauch ist: aus den Funktionen leitet sich die Gestaltung ab. Der Flur erwacht zu einem ganz neuen Leben.

Jeder Flur ist ein Zugewinn

Bis zu 30 % lassen sich in hohen Altbaufluren an Stauraum gewinnen, ohne dass Enge entsteht oder der Raumeindruck gemindert wird. Dies wird in der Regel durch Abteilung des Gangendes und von toten Winkeln sowie durch Hängeböden erreicht. Hat Ihr Flur eine kleine Diele, sollten sie diese jedoch unbedingt erhalten. Denn sie kann sofort Wohnwärme verbreiten. Nichts ist angenehmer, als aus einem Treppenhaus in einen gestalteten Raum zu gelangen. Ein Bank mit Aufbewahrungstruhe, ein Tisch, ein größerer Spiegel, Bilder an der Wand und gute Lichtverhältnisse sind Standards für ein gelungenes Entree.

Jede weitere Station, die sich im Flur unterbringen lässt, sollte eine eigene Beleuchtung haben: z.B. ein  Wandtableau für das Nachladen von mobilen Endgeräten oder Werkzeug-Akkus, die Service-Ecke und vor allen Dingen die Memory-Säule. Je nach der Anzahl der Funktionen, die Sie hier ansiedeln, handelt es sich dabei um einen flachen Wandschrank mit entsprechend vielen Schubkästen. In diesen  befindet sich alles, was beim Verlassen des Hauses von Bedeutung ist: Post, zu übergebende Dinge, Schlüssel, Dokumente, Geschenke, alles, was unterwegs wichtig ist – und selbstverständlich auch das, was per Post in das Haus geliefert wird.

Fast jede dieser Gestaltungsvarianten lässt sich auch in kleinere Flure übernehmen, je nach Raumkapazität.

Fazit

Ohne richtigen Zugang zu den Zimmern ist eine Wohnung keine Wohnung – der Flur muss sein. Es kommt nur darauf an, ihn richtig zu dimensionieren.

Bei modernen Bauten steht die Fläche des Flures meist in einem vernünftigen Verhältnis zur Fläche der Zimmer. Trotzdem bleibt es natürlich der Freiheit der Wohnungseigentümer überlassen, diese Flächen nach eigenem Gutdünken zu nutzen. So individuell die Menschen sind, so individuell sind auch ihre Wohnungen. Es ist schön, wenn diese Wahrnehmung schon beim Betreten der Wohnung beginnt.

Betrachten Sie also den Flur beim Kauf einer Wohnung immer unter dem Aspekt, ob sich mit ihm Ihre praktischen Anforderungen und Ihr individuelles Wohngefühl gleichermaßen gut realisieren lassen.