Wie sammelt man eigentlich Kunst?

Wer viel Liebe, Zeit und auch Geld in die Gestaltung seines Eigenheims steckt, wird sich sein Design nicht mit dem typischen “Eiffelturm-Bild bei Nacht” oder einem anderen “Standard-Gemälde” aus dem Möbelhaus zerstören wollen. Der Wunsch nach einer eigenen kleinen Kunstsammlung, die die eigene Individualität zum Ausdruck bringt, ist dann oft nicht weit – und nur allzu verständlich. Doch wie wird man eigentlich zum Kunstsammler?

Ist im Allgemeinen von “Kunst” die Rede, assoziieren viele Menschen moderne Galerien mit überdimensional großen und ebenso teuren Bildern an den Wänden. Wer an ältere Kunst denkt, dem kommen Ölgemälde mit goldenen Rahmen in den Sinn. Natürlich geht Kunst über die Malerei weit hinaus – und ist daher so vielfältig und vielschichtig, dass ein unerfahrener Interessierter keinen rechten Ansatzpunkt finden will.

Wir haben uns daher einmal überlegt, wie so ein Ansatz aussehen könnte.

Ihre Motivation – Warum wollen Sie Kunst sammeln?

Was bei Profis eher einer Sammelwut gleicht, ist bei einem Anfänger eher der Wunsch nach einem besonderen Objekt, das die Wohnung oder das Haus stilvoll schmücken soll. Die Idee, mit Gästen durch die Räume zu gehen und mit ihnen ein paar Minuten über ein Bild, eine Statue oder ein Design-Objekt zu sprechen, klingt auch irgendwie verlockend und abwechslungsreich.

Daher muss die erste Frage der Motivation gelten: Wofür möchten Sie “diese” Kunst haben?
Soll das neu Erworbene vielleicht als Mittelpunkt oder als Ergänzung dienen? Ist eher eine optische Verschönerung gewünscht, oder soll das Kunstwerk womöglich als Geldanlage dienen? Wie viel Geld möchten Sie in Ihre Sammlung zu Anfang investieren – und haben Sie sich schon auf eine Kunstart, eine Stilrichtung oder einen Künstler festgelegt?

Ist das Kunst, oder…?

Für den Laien ist es unmöglich zu erkennen, ob es sich bei einem angepriesenen Kunstwerk tatsächlich um ein solches handelt, oder lediglich um eine handwerklich gut gemachte Arbeit. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Sie dürfen so etwas mögen und sich damit Ihr Zuhause verschönern, jedoch sind viele “Werke” dann beliebig austauschbar und Ihr eigener Aufbau einer Beziehung zu einem echten Künstler eher schwierig.

Fangen Sie klein an: Besuchen Sie in der nächstgrößeren Stadt eine Ausstellung. In den Galerien können Sie sich einen Eindruck davon machen, welche Form von Kunst für Sie interessant ist. Ein weiterer Vorteil: Sie können mit Galeristen sprechen, um wiederum deren Motivation zu verstehen: Geht es nur um den reinen Wiederverkauf, oder ist der Galerist tatsächlich der Vertreter des Künstlers?

Wieviel Geld Sie letztlich investieren, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Doch nicht jedes Kunstwerk ist für ein paar Euro zu haben. Rechnen Sie also damit, einige hundert oder tausend Euro zu investieren – ohne zu wissen, ob der Wert später einmal steigt oder fällt.

Überstürzen Sie in keinem Fall die Kauf-Entscheidung. Wenn eine Gallerie von Anfang an mit Rabatten wirbt oder den Rückkauf ablehnt, ist möglicherweise Vorsicht geboten.

Ist der Künstler bekannt?

Sicherlich ist der Künstler, der Ihr Interesse durch eine Galerie geweckt hat, noch nicht weltberühmt. Vielleicht ist er aber (dank Google & Co.) insofern vielversprechend, als dass sich seine Vita interessant liest.

Recherchieren Sie vorab, ob Ihr Favorit vielleicht schon woanders ausgestellt hat, wie sein Werdegang ist, ob er eine besondere Technik anwendet oder Intention zum Ausdruck bringen möchte – und tauchen Sie so tiefer ein in die Welt der Kunst.

Nutzen Sie die Möglichkeit, den Künstler kennenzulernen. Der “verschrobene Typ”, oft dargestellt als eher unkommunikativ und zurückgezogen, dürfte in Wahrheit die Ausnahme bilden. In der Regel möchten die Künstler mit den Menschen ins Gespräch kommen, um zu erläutern, was sie antreibt und wie sie ihren gesellschaftlichen Nutzen verstehen.

Unser Fazit

Es kann viel Freude bereiten, sich mit dem übergroßen Thema “Kunst” auseinanderzusetzen. Starten Sie klein und vorsichtig, überstürzen Sie in keinem Fall einen Kauf ohne sich vorab über die Preisbildung zu informieren.

Nutzen Sie die Gelegenheit, mit erfahrenen Kunst-Kritikern ins Gespräch zu kommen und bilden Sie sich durch gut bewertete Literatur weiter. Und dann genießen Sie Ihre Kunst später ganz für sich alleine – oder indem Sie Ihre Gäste durch Ihr Zuhause führen!